Mut zur Herausforderung....
Rückblickend ist jedes weinbauliche Jahr ein besonderes und jedes Jahr kommt erneut der Satz auf „…das habe ich so noch nicht erlebt...“ So gilt auch das Jahr 2017 zu den ereignisreicheren Jahren, in denen Mutter Natur wieder einmal bewiesen hat, wer die entscheidenden Parameter vorgibt. Neben den klimatischen Extremen wie Frost, Hitze, Trockenheit und der Gewissheit, dass irgendwann der Regen kommen wird, muss der Winzer mit kühlem Kopf und im Einklang mit den Gegebenheiten moderate Wege einschlagen.
Das Jahr begann mit einem sehr warmen Frühjahr welches den frühen Austrieb der Reben förderte. Das Frostrisiko war sehr hoch und wie befürchtet wurden die sich bereits fächernden Knospen „von den Eisheiligen überrannt“. Drei kalte Nächte im April haben der Wein– und Landwirtschaft in ganz Europa sehr stark zugesetzt. Eine Schönwetterperiode nach diesen kalten Tagen ließ die sekundären Augen schnell wachsen, was den Verlust durch den Frost partiell minimieren konnte. Zur Blüte herrschten nahezu perfekte Bedingungen aufgrund moderater Temperaturen und sehr geringer Niederschläge im Juni.
Die heißen Tage des Frühjahrs brachten allerdings auch ihre Schattenseiten mit sich: vor allen Dingen die jungen Weinberge hatten mit großem Trockenstress zu kämpfen, da die Wasserbilanz der Böden bereits durch den niederschlagsarmen Winter negativ war. Alte Reben mit erschlossenen Wasserressourcen hingegen profitierten von dem verlängerten Zyklus. Das Weinjahr verging gefühlt sehr schnell und die Reife war im Durchschnitt letztendlich zwei Wochen früher an, als das langjährige Mittel. Allerdings brachten die verregneten Monate Juli und August eine frühe und unreife Botrytis mit sich.
Mit einer großen Lesemannschaft von 52 Frauen und Männern standen wir gut vorbereitet schon am 21.9.2017 bereit, um mit der Vorlese zu beginnen. Die Lese 2017 ist somit die bislang früheste Weinernte in der Geschichte des Weingutes. Unser größtes Augenmerk galt der akribischen Selektion von Trockenbeeren- und Beerenauslesen, der Trennung von gesunden Trauben und solchen mit Botrytis, sowie unreifen und reifen Trauben. Dieses Engagement bescherte uns tolle Ergebnisse! Spitzenreiter an der Mosel war das Piesporter Goldtröpfchen mit 192°Oe. Während der relativ kurzen Lese reduzierten sich die anfänglich hohen Säuren von 13g/l auf 9-10g/l. Auch die Aromatik veränderte sich von Tag zu Tag: weg von den vegetativen Komponenten, hin zu reifer Frucht und Fülle.
Die gärenden Moste, sowie die ersten Weine schmecken sehr frisch und fruchtig. Sie begeistern mit viel Druck im Abgang. Unsere Grossen Gewächse, die aus Anlagen mit einem geringen Anschnitt stammen, überzeugen schon jetzt mit viel Terroir, Power und Nachhall.
Fazit: Es war ein Jahr der Extreme mit unterschiedlichsten Gegebenheiten und Auswirkungen in unseren drei Anbautälern Mosel, Saar und Ruwer.
Jedoch steht das Ergebnis zu 100% für das Terroir, die Bedingungen und den Fleiß.
Freuen Sie sich mit uns auf einen weiteren überaus spannenden und charaktervollen Jahrgang!