Reichsgraf von Kesselstatt | Jahrgangsberichte


Jahrgangsbericht
2019

Beginn der Lese
23.09.2019
Ende der Lese
17.10.2019
Gesamtfläche
35 hl/ha
Auslesen lohnt sich!
Wir schwelgten alle noch in den Erinnerungen an den sonnigen, üppigen Jahrgang 2018, als draußen in den Weinbergen bereits der neue Jahrgang heranwuchs.
Die trockenen Böden wurden über den Winter nur mäßig mit Wasser versorgt. Also haben wir mit weinbaulichen Maßnahmen versucht, die Wurzeloberfläche und somit auch den Wassergehalt für die Reben zu erhöhen, mit dem Ziel, die neue Saison möglichst ohne Mangelsituationen und Trockenstress zu meistern.

Mitte April, der 2 °C wärmer war als das langjährige Mittel, fingen die Knospen an zu schwellen. Dies war das erste Indiz dafür, dass die Saison bald starten sollte. Am Osterwochenende war es dann endlich soweit: innerhalb weniger Tage waren die Triebe in all unseren Lagen gewachsen.

Mit den hiesigen klimatischen Veränderungen und dem einhergehenden früheren Austrieb der Knospen stieg das Risiko von den Eisheiligen überrascht zu werden und tatsächlich: am 5. und 6. Mai senkte sich das Quecksilber in den Minusbereich und viele der jungen Triebe wurden durch nur wenige Stunden Frost zerstört. Insgesamt wurde unser Ertrag bereits jetzt um ca. 25% reduziert. Besonders betroffen waren die Weinberge an Saar und Ruwer, die Mittelmosel hingegen blieb weitestgehend vom Frost verschont.

Frühjahr und Sommer waren sehr sonnig, auch die Blüte verlief in allen drei Flusstälern zügig von Mitte bis Ende Juni. In den alten Weinbergen entwickelten sich die Trauben prächtig, obwohl der ein oder andere Liter Wasser sehr gut getan hätte. Stattdessen erlebten wir zwei Hitzewellen mit Rekordtemperaturen Ende Juli an der Saar mit 41,6°C und noch einmal Ende August mit 35°C. Das verursachte weitere Ernteeinbußen, denn Sonnenbrand schädigte alle exponierten Beeren und deren Stielgerüst enorm.

Nach dem Sommer waren die Beerenhäute fest und unflexibel, da zum Zeitpunkt der Zellteilung die Wasserversorgung knapp war. Mit dem einsetzenden Regen zum Erntebeginn platzten die Träubchen regelrecht auf, da die Beerenhäute der wachsenden Spannung durch den inneren Wasserdruck nicht standhalten konnten. Die Weinernte 2019 stand somit unter dem Motto der „Selektion“, denn aufgrund der anhaltend schlechten Witterung war die Fäulnis durch weiterhin aufplatzende Beeren nicht aufzuhalten. Es bedurfte mehrerer Arbeitseinsätze in jedem Weinberg, um die jeweils gewünschten Qualitäten auszulesen.

Die Ernte begann am 23.9.2019 und endete am 17.10.2019 mit einem Ertrag von 35 hl/ha. Die Mostgewichte lagen in der Regel zwischen 90° und 110°Oe. Zudem konnte auch eine TBA im Piesporter Goldtröpfchen mit 233°Oe selektioniert werden.

Ein großes Dankeschön geht an unser hervorragendes Weinbergs-Team, das die Lese 2019 mit vorbildlichem Arbeitseinsatz bei widrigsten Bedingungen gemeistert hat: nur dadurch war es möglich, höchste Qualitäten zu ernten.
Fazit: In unzähligen Mühen wächst das Schöne (Euripides).

In diesem Sinne: Freuen Sie sich, gemeinsam mit uns, auf einen besonderen Jahrgang 2019, der mit lebendiger, filigraner Säure, konzentrierten Fruchtaromen und komplexer Struktur besticht.

Morscheid, 2. Dezember 2019

Wappen: Reichsgraf von Kesselstatt